Suchtgefährdung: Suchtprävention beginnt bereits vor der Geburt
Sucht: Viele von Ihnen denken bei diesen Worten sicher an
Haschisch, Kokain oder Heroin. Abhängigkeit nur auf illegale
Drogen zu beschränken, ist jedoch völlig falsch.
Drogen sind
Stoffe, mit denen jeder von uns umgeht: Alkohol, Zigaretten,
Medikamente, Koffein, usw. Auch von diesen Stoffen können
Menschen abhängig werden. Und es ist in der Tat so, dass viel
mehr Menschen von legalen Drogen abhängig sind als von
illegalen. So sind in der Bundesrepublik alleine 2,5 Millionen
Menschen behandlungsbedürftig alkoholkrank.
Wieso greifen Menschen überhaupt zu Drogen? Jeder von uns kennt
die als angenehm erlebte Wirkung von Alltagsdrogen: sich in
Stimmung bringen, sich gelöst fühlen, sich beruhigen und vieles
mehr. Alltagsdrogen können viele Funktionen haben, können den
Genuß steigern, eine Bereicherung des Lebens sein. Dieser Umgang
mit Drogen kann legitim und sinnvoll sein.
Die Wirkung der Drogen kann aber auch andere Funktionen
bekommen: wenn Menschen eine innere Leere zudecken müssen, einen
Konflikt vergessen oder Spannungsgefühle abbauen wollen. Drogen
werden als Ersatz für einen emotionalen Hunger mißbraucht, einer
Suche nach Liebe und Geborgenheit. Manchmal sollen Drogen einer
Erschöpfung entgegenwirken und das Leistungsvermögen
aufrechterhalten oder steigern. Sie können dazu verhelfen,
Sehnsüchte, die man sich im nüchternen Zustand versagt, ein
Stückchen auszuleben.
Ein solcher Umgang mit Drogen, den sicherlich auch die meisten
von uns in der einen oder anderen Weise selbst kennen, wird dann
problematisch, wenn er sich verfestigt. Drogen werden dann immer
mehr zum Ersatz für die Verwirklichung von tiefen, unerfüllten
Sehnsüchten, Träumen und Wünschen. Da sie nur ein Ersatz sind,
können sie diese Bedürfnisse nicht wirklich befriedigen und
werden gleichzeitig immer mehr zu einer Flucht - einer Flucht
vor den realen Schwierigkeiten des Alltags. Daraus kann sich im
Laufe der Zeit eine immer stärkere psychischen Abhängigkeit, bei
einigen Drogen auch eine körperliche, entwickeln. Ein
Teufelskreis beginnt: Die Drogen werden selbst zum Problem, ohne
auch nur eines der anderen gelöst zu haben.
Um sich selbst vor der Drogenabhängigkeit zu schützen, ist eins
am wichtigsten: sich seine eigenen Bedürfnisse bewußt zu machen
und sie realitätsbezogen umsetzen zu können. Ebenso wichtig ist
die Konfliktfähigkeit, die eine Stärke des eigenen Ichs
voraussetzt. Wer mit sich selbst aufrichtig ist, wer sein Leben
als sinnvoll empfindet und es aktiv zu gestalten weiß, wird
vermutlich weniger schnell zu Fluchthaltungen neigen.
Eine selbstbewußte, konfliktfähige Persönlichkeit hängt
natürlich eng mit den Erfahrungen zusammen, die jemand als Kind
und Jugendlicher gemacht hat. Eltern, die ihre Kinder vor der
Drogenabhängigkeit schützen wollen (Und welche Mutter, welcher
Vater wollte das nicht?), sollten damit beginnen, sich selbst
darüber klar zu werden, welche Funktionen die Alltagsdrogen in
ihrem eigenen Leben haben. Kinder lernen mehr durch die
Haltungen und Taten ihrer Eltern als durch noch so gut gemeinte
Worte.
Wenn Sie Ihr Kind vor der Abhängigkeit schützen wollen, machen
Sie es stark, fördern Sie sein Selbstvertrauen. Ermutigen Sie es
zu einer aktiven Freizeitgestaltung, fördern Sie seine Phantasie
und Kreativität. Überlegen Sie, welche Möglichkeiten es gibt,
dass Ihr Kind seine Abenteuer- und Entdeckerlust ausleben kann.
Nehmen Sie es ernst, nehmen Sie sich Zeit. Wichtig ist, dass Sie
in einer lebendigen Beziehung zu Ihrem Kind bleiben.
Je besser diese Beziehung ist, um so leichter wird es Ihnen auch
fallen, Verhaltensänderungen Ihres Kindes anzusprechen, die Sie
besorgt machen. Wenn Sie befürchten, Ihr Kind könnte Drogen
nehmen oder sogar abhängig sein, dann sprechen Sie es direkt
darauf an. Eltern fragen zwar oft nach Anzeichen für eine
Drogenabhängigkeit, doch alle äußeren Zeichen sind mehrdeutig
und der direkte Weg einer Aussprache ist in der Regel der
sinnvollste.
Zusätzliche Hilfen bieten Drogen- und
Erziehungsberatungsstellen, deren Adressen Sie in jedem
Telefonbuch finden.
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