Wechseljahre bei Männern: Tipps und Informationen
Für 'Frauen in den Wechseljahren' gibt es hinreichend Literatur,
Fernsehsendungen, Spezialärzte, Kliniken, Kuren und Therapeuten
bis zum Überdruß. Frauen sprechen stundenlang über ihre Probleme
mit dem Älterwerden. Bei den Männern hingegen herrscht tiefes
Schweigen. Richtige Männer jammern nicht. Das ist wohl auch der
Grund, warum man über die schwierigen Jahre zwischen 45 und 60
von Männern kaum etwas zu hören bekommt. Offenbar muß jeder mit
seinen Ängsten allein fertig werden. Mann hat Angst vor dem
körperlichen Verfall, Angst, sich nicht mehr so gut
konzentrieren zu können, den Job nicht mehr zu schaffen oder von
Jüngeren ausgebootet zu werden, den Frauen nicht mehr zu
gefallen und und und. Irgendwann kommt dann die Rente, Mann wird
überflüssig, alt, gebrechlich, womöglich zum Pflegefall - oh Gott!
Mit wem soll ein Mann auch über seine Ängste reden? Mit den
Kollegen etwa? Nee!
Das Tückische an den 'Wechseljahren des Mannes' ist, dass sie
sich, im Gegensatz zum weiblichen Klimakterium, unbemerkt
heranschleichen. Und Mann will sie auch gar nicht bemerken.
Selbstbetrug und Überspielen sind die beliebtesten männlichen
Reaktionen auf etwaige Alterserscheinungen.
Verschlimmert hat sich die Lage der 'Mittelalten' bei uns auch
durch den immer wahnhafter gepflegten Körperkult. Jung und
knackig muß man heutzutage sein. Sind unsere Väter in Panik
verfallen, als sie schütteres Haar, Bauchansatz und Falten
entdeckten? Nein.
Erst seitdem jede Frau wie Claudia Schiffer und jeder Mann wie
Tom Cruise aussehen muß - und das immer! -, wird jedes graue
Haar zur Katastrophe.
Doch körperliche Umstellungen sind unvermeidlich. Bei Männern
zwischen 45 und 65 sinkt der Testosteron-Spiegel im Blut um bis
zu 40 Prozent. Testosteron ist das wichtigste männliche
Sexualhormon. Es beeinflußt nicht nur körperliche Vorgänge wie
Bartwuchs und Muskelaufbau, sondern bewirkt auch manche typisch
'männlichen' Verhaltensweisen wie Aggressivität,
Konkurrenzdenken, Kampfbereitschaft.
Nach heutiger medizinischer Erkenntnis ist es nur für wenige
Männer in den Wechseljahren sinnvoll, eine Hormonbehandlung
durchzuführen, weil der Testosteronspiegel plötzlich zu weit
absackt. Nur ein kleiner Prozentsatz der Männer, ungefähr 5
Prozent, leidet unter ähnlichen Symptomen wie Frauen im
Klimakterium: Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schwindel und
Kopfschmerzen.
Wenn Mann sich speziell zu Testosteronmangel untersuchen lassen
möchte, dann geht Mann am besten zu einem Andrologen, einem
Spezialarzt für Männer. Der mißt den Testosteronspiegel im Blut
und prüft, wie weit die Symptome auf körperliche Ursachen
zurückzuführen sind.
Eine Verringerung des Testosterons im Alter ist aber normal und
sogar erwünscht. Die seelischen Auswirkungen der männlichen
Hormonumstellung sind nämlich in vielen Fällen doch erfreulich.
Mann hat mehr Ruhe, Gelassenheit und Verständnis für andere.
Die Not der mittleren Jahre, die Angst vor körperlichem Abbau
und sozialem Abstieg, sind Kennzeichen der westlichen
Industrieländer. In vielen anderen Gesellschaftsformen hat jedes
Lebensalter seine fest umrissenen Aufgaben. Alte Menschen sind
gefragt: als Ratgeber, seelischer Rückhalt, zum Kinderhüten und
Überliefern der Traditionen. Kein Mensch in einer traditionellen
indischen Familie käme auf die Idee, das Altwerden als Unglück
anzusehen. In vielen Kulturen erwirbt man sogar erst im Alter
Achtung und Ansehen.
Fazit, meine Herren: Die Lage ist aussichtslos, aber nicht
ernst. Altern ist unabwendbar, nicht nur für uns, sondern für
alle Lebewesen. Die Menschen werden heute so alt wie noch nie,
und oft bleiben sie dabei so gesund, wie es vor hundert Jahren
kein Dreißigjähriger war. Mann kann seine Zeit sinnvoller
verbringen als damit, sich von einem überzogenen Jugendkult die
Laune verderben zu lassen.
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